Totenkopf

  FC Sankt Pauli  
  - Totenkopf -  




Die Geschichte des Totenkopfs als landauf, landab bekanntes Symbol der Fans des FC St. Pauli, wenn nicht gar des Gesamtvereins, ist (vollkommen wertfrei betrachtet) eine Geschichte der Vereinnahmung und Kommerzialisierung, wie wir sie sonst nur aus dem Mode- und
Musikbereich kennen.


Angefangen hat sie Mitte der 80er Jahre, als sich am Millerntor die Fan-Szene etablierte, die den Verein zukünftig prägen und bekanntmachen sollte. Hinter den Trainerbänken auf der Gegengeraden traf sich seinerzeit der "Schwarze Block", in dem sich ausschließlich Bewohner der seinerzeit heiß umkämpften Häuser an der Hafenstrasse aufgehalten haben sollen. Dies traf allerdings nur zu einem kleinen Teil zu, vielmehr handelte es sich bei dieser Gruppe um eine Menge Leute, die im angrenzenden Stadtteil St. Pauli wohnten und grob gesagt der breitgefächerten alternativen Szene angehörten. Somit bildeten sie am Millerntor nicht mehr und nicht weniger als den "Spiegel der Gesellschaft", der sich unzähligen soziologischen Erhebungen zufolge in bundesdeutschen Fußballarenen zu versammeln pflegt. Nun, einer aus dieser Gruppe, "Doc Mabuse" genannt, wohnte jedoch tatsächlich im "6er-Block" in der Hafenstraße und war derjenige, der als erster eine Totenkopffahne mit ins Stadion schleppte. Diese Fahne war seinerzeit das hanseatische Pendant zum allseits bekannten Hausbesetzerzeichen und wurde in der Tradition jahrhundertealter Piraterie (in Hamburg seit jeher mit dem Namen Klaus Störtebeker verbunden) verwandt, soll heißen: "Arm gegen reich", "Arbeiter gegen
Pfeffersäcke" etc.


Der FC St. Pauli wiederum rollte damals das (Bundesliga-)Feld von hinten auf, spielte sich innerhalb kürzester Zeit von der dritten in die erste Liga und behauptete sich sogar dort trotz minimaler finanzieller Rückendeckung mit achtbarem Erfolg, was ausschließlich der mannschaftlichen Geschlossenheit und der unerschütterlichen Unterstützung durch den "12. Mann", eben die Fans vom Millerntor, zugeschrieben wurde. So nahm diese Fanszene die Rolle des unerschrocken gegen die übermächtigen, reichen Clubs ankämpfenden Underdogs gerne an und mit ihr das passende visuelle Erkennungszeichen: die Totenkopffahne.

Diese Entwicklung wurde von den damaligen Vereinsbossen und den eher älteren Zuschauern gar nicht gern gesehen, assoziierten sie mit dem Totenkopfsymbol doch grundsätzlich etwas Gewalttätiges. Auch der offizielle Fanshop konnte und wollte auf die steigende Nachfrage nach entsprechenden Accessoires nicht reagieren, und begnügte sich mit altbackenen Aufklebern, Wimpeln etc. So nahmen die Fans wie so oft die Dinge in die eigenen Hände: Der in der Saison 1989/1990 gegründete Fan-Laden brachte T-Shirts, Sweater und einiges mehr auf den Markt, die alsbald zum Renner im Fanartikelgeschäft wurden und obendrein ein wichtiges Element zur (Selbst-)Finanzierung
der Fanbetreuung darstellten.


Doch auch am FC St. Pauli ging der Bundesliga-Boom nicht spurlos vorüber und die Anfang der 90er Jahre gegründet FC St. Pauli Marketing GmbH schickte sich an, das neudeutsch "Merchandising" genannte Fanartikelgeschäft auf moderne Grundlagen zu stellen, was im Alltag bedeutet, der Fan-Nachfrage genüge zu tun. Zunächst einigte man sich mit dem Fan-Laden darauf, daß das Sortiment mit dem Totenkopfsymbol ausschließlich dort veräußert wird und man sich selbst auf ein herkömmliches Sortiment beschränkt. Doch in der jüngeren Vergangenheit änderte sich wohl die Meinung und die Marketing kaufte dem bisherigen Inhaber, der Texmen Textildruck GmbH auf dem Kiez, die Markenrechte an dem Totenkopfsymbol ab. Mit Gründung der FC St. Pauli Vermarktungs GmbH Co.KG im Oktober 2000 und der damit verbundenen Rechteübertragung, ist der Verein nun
Inhaber der Rechte.


Auch in die offizielle "Corporate Identity" des Vereins hat das Symbol mittlerweile Einzug gehalten: Die 1998 gestartete Werbekampagne "Der Starclub" benutzte es
gleichwertig neben dem Vereinswappen.
Bisheriger Höhepunkt: Auf den Trikots der Saison 2000/2001 prangt, mittig im Kragen angebracht, das Totenkopfsymbol. Dies ist der derzeitige Stand einer Geschichte, die vor über 600 Jahren irgendwo auf den Weltmeeren anfing, vor 15 Jahren mit Dosenbier trinkenden Hausbesetzern in einem deutschen Fußballstadion weitergeführt wurde und vielleicht irgendwann an der Börse endet?


Quelle: offizielle FC St. Pauli Homepage


 



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